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Ems-Zeitung vom 10.03.2012

 

Förderverein Marienkrankenhaus hat schon knapp 300 Mitglieder – Forderung: Ombudsstelle einrichten

hh Papenburg. Donnerstagabend, kurz nach 19 Uhr, Kolpinghaus Papenburg: Die Gründer der Interessengemeinschaft „Starkes Marienkrankenhaus Aschendorf-Papenburg“ treffen die letzten Vorbereitungen. Der Beamer surrt, die Lautsprecher werden getestet – und zwischendurch immer wieder der neugierige Blick zum Saaleingang. Wie viele Bürger werden kommen?

War der Aufruf zur Informationsveranstaltung zu kurzfristig? Es dauert nicht lange, bis zur eindeutigen Antwort: Bereits zehn Minuten vor Beginn ist der Saal voll. Gut 150 Interessierte sind gekommen. Erleichterung.

Dem Vorsitzenden des neuen Vereins, Klaus Lammers, ist die Nervosität anzumerken. Er stellt sich kurz vor, macht deutlich, dass er kein Politiker und Vereinsmeier sei. Der Blick in den Saal zeigt ihm: Heute sind alle gesellschaftlichen Bereiche der Stadt vertreten. Politiker aus allen Fraktionen des Rates, viele Unternehmer der Stadt, Vorstandsmitglieder von örtlichen Vereinen, zahlreiche Mitarbeiter des Krankenhauses – aber auch die ärztliche Leitung des Hauses ist mit Dr. Thomas Klapperich vertreten. Kurz und knapp bringt Lammers es auf den Punkt: „Wir sind begeistert, wie viele Leute heute gekommen sind.“
Der Allgemeinmediziner geht auf die Ereignisse der vergangenen Monate ein. Es sei gut, dass sich angesichts der finanziellen Schieflage der Papenburger Klinik das Bonifatius-Hospital aus Lingen engagiere. „Sonst wären die Lichter vielleicht schon aus.“ Er dankt den Bürgern, die für den Erhalt der Frühchen-Intensivstation demonstriert haben. „Das war kein Kommunikationsfehler, wie die Verantwortlichen sagen. Dieser Protest war es, der die Schließung verhindert hat.“ Klare Worte. Viel Applaus – wie noch einige Male im Laufe der nächsten eineinhalb Stunden.

 Verein als Bindeglied

Die Präsentation der Ziele des Vereins hält der 47-Jährige kurz und knapp. „Wir wollen das Sprachrohr der Bevölkerung für die langfristige Sicherung eines starken und funktionsfähigen Krankenhauses mit einer ortsnahen Basis- und Grundversorgung in Papenburg sein.“ Dabei sei Transparenz vonseiten des Krankenhauses gefordert. „Allen ist klar, dass es zu Veränderungen kommen wird. Die Verantwortlichen der Klinik sollen die rund 1000 Mitarbeiter, Bürger und Patienten bei ihren Planungen stärker einbinden. Es darf keine Entscheidungen mehr hinter verschlossenen Türen und vollendete Tatsachen geben.“ Dabei versteht sich der Verein als Bindeglied und will gegenseitiges Vertrauen aufbauen, so Lammers. Zudem müsse die Zusammenarbeit zwischen den Ärzten in der Region und der Klinik verbessert werden. Lacher erntet Lammers, als er auf die Namensfindung des Vereins eingeht. „Zugegeben, der Name ist etwas kompliziert. Aber ,Pro Marie‘ war einigen von uns doch nicht seriös genug.“
Im Laufe des Abends macht Lammers dann auch erste konkrete Vorschläge, mit denen der Verein auf die Krankenhausleitung zugehen werde. „Wir wünschen uns einen Ombudsmann, denn die Hürde, dass sich ein Patient an die Krankenhausleitung wendet, ist zu hoch. Hier muss es eine Stelle geben, die den Unmut auffängt.“ Es müsse auch im Krankenhaus selbstverständlich sein, zu Fehlern, die es gegeben haben könnte, zu stehen. Auch dafür gibt es wieder viel Beifall. Ebenso müsse es aber auch zum Selbstverständnis aller Papenburger dazugehören, nach „guter Behandlung auch gut über das Krankenhaus zu reden“. I m zweiten Teil des Abends geht es um Fakten zum Verein. Die Satzung ist Thema, und die Gründung eines Beirates, der sich mindestens zweimal im Jahr treffen soll und für jeden Interessierten offen ist. Der Jahresmitgliedsbeitrag von minimal zwölf Euro wird angesprochen. „Nach oben haben wir keine Grenze festgelegt“, macht Lammers deutlich.

 Wirtschaft ist dabei

Zur Überraschung vieler im Saal hat sich die örtliche Wirtschaft bereits vor der Versammlung positioniert. Nach einem Aufruf des Wirtschaftsforums sind laut Lammers bereits 34 Unternehmen beigetreten – weitere werden noch an diesem Abend folgen. Auch Bürgermeister Jan Peter Bechtluft (CDU) hat den Mitgliedsantrag bereits unterschrieben, wie die stellvertretende Vorsitzende Ursula Mersmann ergänzt. Sie ist es auch, die die Ziele für den Verein richtig hoch hängt. „Im Rheiderland zählt der Krankenhausverein rund 3000 Mitglieder. Da muss es doch unser Ziel sein, bald doppelt so viele zu haben.“ Im Rheiderland habe der Verein seit Jahrzehnten viel für den Erhalt der Klinik in Weener erreicht.

 Sicherheit für Personal

Wie sehr die Entwicklung des Krankenhauses die Bürger trifft, wird im dritten Teil des Abends deutlich. Fragen an den Vorstand und Statements pro Krankenhaus wechseln sich ab. Ein Bürger spricht die Situation der Mitarbeiter an. Es sei wichtig, dass „wieder Ruhe und Sicherheit einkehren, damit die Mitarbeiter wissen, wo die Reise hingeht.“ Eine andere macht deutlich, dass „ein echter Papenburger nur jemand ist, der hier geboren wurde und mindestens einmal im Kanal gelandet ist“. Wenn es also keine Geburtshilfe mehr gebe, dann „gibt es auch bald keine echten Papenburger mehr“. Auch die Politik aus Stadtrat und Kreistag meldet sich zu Wort. Die klare Botschaft: Alle wollen gemeinsam für das Krankenhaus kämpfen, Gelder bereitstellen und zusammen auch mit dem Land Niedersachsen „das Schiff wieder flottmachen“, wie es Kreistagsmitglied Hermann-Josef Abeln ausdrückt. Pastor Gerrit Weusthof greift die Politikerworte auf und formuliert in der ihm eigenen Weise deutlich: „Ich bin auch für eine Landesgartenschau. Aber noch mehr wert ist mir ein gutes Krankenhaus.“ Mittlerweile sind fast eineinhalb Stunden herum. An den Tischen werden Mitgliedsanträge ausgefüllt, der Vorstand beantwortet weitere Fragen. Der Abend ist ein Erfolg – bis gestern Mittag zählt der neue Verein nach Angaben von Schriftführerin Monika Albers bereits knapp 300 Mitglieder.
 
Zu erreichen ist der Verein derzeit per Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Mitgliedsanträge können per Post an IG Starkes Marienkrankenhaus, Adam-Stegerwald-Straße 9, 26871 Papenburg, gesandt werden. Zudem liegen Mitgliedsanträge in der Geschäftsstelle der Ems-Zeitung aus und können auch dort abgegeben werden.